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Wasserquellen im Nationalpark Berchtesgaden als Anzeiger für den Klimawandel

Im Nationalpark Berchtesgaden gibt es rund 300 Quellen. Einige von ihnen werden bereits seit 1994 regelmäßig untersucht, um die Folgen des Klimawandels auf den Lebensraum Quelle zu analysieren.

Zweimal im Monat haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nationalparkdienstes Berchtesgaden eine besondere Aufgabe. Sie gehen die 19 Wasserquellen des Forschungsprojekts Quellmonitoring ab. Jede der untersuchten Quellen ist mit Geräten versehen, die die Temperatur des Wassers kontinuierlich messen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lesen die Temperaturwerte ab und überprüfen mit ihren Messgeräten weitere Werte, wie den Sauerstoffgehalt und den pH-Wert der Quellen. Denn als Ursprung vieler Gewässer haben Quellen spezielle Eigenschaften, die sie für die Klimaforschung einzigartig machen.

Das Quellwasser und seine Eigenschaften

Das Wasser ist oft jahrelang im Gestein unterwegs, bevor es schließlich als Quelle den Berg verlässt. Das macht das Quellwasser so einzigartig – es ist die Verbindung zwischen dem Grundwasser und dem Oberflächenwasser. Natur und Umgebung der Quellen im Nationalpark Berchtesgaden sind beinahe vollständig unberührt. Dadurch werden die Quellen und ihr Wasser zu einem wahren Schatz für Forscherinnen und Forscher: Mehr als 860 Tierarten haben hier ihren Lebensraum. Umgeben von Flechten, Moos und Algen leben hier zum Beispiel Insektenarten, die nirgendwo sonst zu finden sind. Als Folge ihrer geschützten Umgebung konnten sie sich hier weitgehend ohne Einflüsse von außen entwickeln.

Eine Rangerin des Nationalparks Berchtesgaden untersucht die Quelle Klauswandl. Foto: © Nationalparkverwaltung Berchtesgaden

Quellen als Marker für die Folgen des Klimawandels

Durch ihren unberührten Zustand sind die Daten aus dem Quellmonitoring so wertvoll für die Klimaforschung. Denn das Wasser der Quellen wird nicht von Menschen genutzt. Mögliche Veränderungen, wie zum Beispiel ein Anstieg der Wassertemperatur, stehen also im direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Eine Veränderung des Quellwassers und des Umfelds der Quelle sind ein Hinweis auf Veränderungen im gesamten Wasserhaushalt der Region Berchtesgaden. An diesen Orten kann das Zusammenspiel aus Klima, Boden, Wasser und Tierwelt außergewöhnlich gut analysiert werden. Wird in Zukunft die Wassertemperatur in Folge des Klimawandels ansteigen, wirkt sich das direkt auf die Quelle und ihre tierischen Bewohner aus. Manche Tierarten werden ihren Lebensraum verlieren, weil ihr Körper nicht mit den höheren Temperaturen klarkommt. Es werden sich wahrscheinlich neue Tierarten ansiedeln. Neben der Temperatur des Wassers sind die Abflussmenge und die chemisch-physikalischen Eigenschaften, wie pH-Wert und Sauerstoffgehalt besonders relevant für die Forscherinnen und Forscher. Verändern sich diese Werte, ist das ein Signal für die direkten Auswirkungen des Klimawandels auf das Wasser und damit den Lebensraum Quelle.

"Quellen sind eines der trägsten Systeme unserer Umwelt."

Dr. Sebastian Seibold, Co-Leiter Forschung und Monitoring Nationalpark Berchtesgaden

Quellen im Nationalpark Berchtesgaden sind ein Refugium für eine Vielzahl von Tie-ren und Pflanzen. Foto: © LFU

Das Warnsystem der Natur

„Quellen sind eines der trägsten Systeme unserer Umwelt. Ihre Temperatur ist gut gegen den Klimawandel gepuffert. Veränderungen der Quelldaten sind deshalb langfristig besonders aussagekräftig. Wenn sich zum Beispiel die Wassertemperatur erhöht, wissen wir, wie weit die Folgen des Klimawandels schon greifen“, sagt Dr. Sebastian Seibold, Co-Leiter des Sachgebiets Forschung und Monitoring im Nationalpark Berchtesgaden. Ökologische Abweichungen durch den Klimawandel treten also erst spät auf, sind dafür jedoch umso eindrucksvoller.

Anhand verschiedener Messgeräte werden Temperatur, pH-Wert und weitere Daten erhoben. Foto: © Nationalparkverwaltung Berchtesgaden

Quellmonitoring – für die Zukunft der bayerischen Umwelt

Das Quellmonitoring funktioniert nach einer einheitlichen Methode, die die Forscherinnen und Forscher des Projekts entwickelt haben:

  • genaues Beobachten und Dokumentieren der festgelegten Untersuchungswerte, wie Temperatur und pH-Wert
  • zweimal im Monat: Beobachtung und Erfassung der Werte durch die Mitarbeiter*innen des Nationalparks
  • zweimal im Jahr: Entnahme von Proben für eine detaillierte Untersuchung im Labor (chemisch, physikalisch und mikrobiologisch)
  • alle fünf Jahre: Biotisches Monitoring: Pflanzen und Tiere aus der Quelle werden beobachtet und untersucht
  • Ziel: Erkennen von Entwicklungen und Aufstellen von Prognosen für die Zukunft

Seit drei Jahrzehnten werden die Quellen im Nationalpark Berchtesgaden bereits untersucht. Das Projekt ist auf Dauer angelegt. Es ist eine Arbeit, die sich erst in der Zukunft bezahlt machen wird. Doch kommende Generationen können das gesammelte Wissen über die Quellen und ihre Entwicklungen nutzen, um ein allumfassendes Verständnis für diesen speziellen Lebensraum zu entwickeln und damit fundierte Entscheidungen für den gesamten Umweltschutz zu treffen. Auf der Seite des Nationalparks Berchtesgaden können Sie sich über das Projekt Quellmonitoring und seine Fortschritte informieren.

Weitere Informationen: