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Die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus

Arbeiten auf 2650 Meter Höhe – auf der Zugspitze befindet sich Deutschlands höchstgelegenste Umweltforschungsstation. Hier arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Projekten rund um den Klimawandel.

Strahlender Sonnenschein, ein atemberaubender Ausblick, kein Autolärm, keine Abgase – das Arbeiten auf der Zugspitze hat viele Vorteile. Aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier oben im Schneefernerhaus haben auch mit Herausforderungen zu kämpfen: „Im Winter sind wir sehr viel mit Schneeschippen beschäftigt“, sagt Dr. Inga Beck von der Betriebsmannschaft des Schneefernerhauses. „Und bei Gewitter sitzt man manchmal hier oben fest, weil die Seilbahn nicht mehr fahren kann.“ Maschinen, große Instrumente und schweres Material müssen mit dem Zahnrad transportiert werden.

Im Schneefernerhaus werden Messungen durchgeführt, um Daten zum Klima zu erheben. Foto: © UFS GmbH

Forschungsschwerpunkte im Schneefernerhaus

Im Schneefernerhaus ist viel los. Neben den festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es immer wieder Forschende, die kurz- oder langfristig hier arbeiten und teilweise auch übernachten. Zehn verschiedene deutsche Forschungseinrichtungen, darunter das Landesamt für Umwelt (LfU), in Vertretung für den Freistaat Bayern, haben sich zusammengetan, um gemeinsam ein virtuelles Institut zu erschaffen, das von der Zugspitze aus koordiniert wird. Zusammen mit weiteren Forschungspartnern aus dem In- und Ausland wird das Schneefernerhaus genutzt, um Messungen durchzuführen und Daten zum Klima zu erheben.
Neben den standardmäßigen Messungen des Deutschen Wetterdienstes – wie Temperatur, Luftdruck, Strahlung und Luftfeuchtigkeit – finden hier verschiedene Messungen für kurz- und langfristige Projekte statt. Dabei geht es um Klima- und Atmosphärenbeobachtung ebenso wie um die Qualitätssicherung satellitenbasierter Daten- und Informationsprodukte oder um Umwelt- und Höhenmedizin und die Früherkennung von Naturgefahren. Das Schneefernerhaus ist der ideale Ort für diese Forschungsschwerpunkte. Besonders Messungen in unserer Atmosphäre lassen sich dort effizienter durchführen als an anderen Umweltstationen. „Für solche Forschungen ist es besser, wenn man weit oben ist, ohne die Störungen aus den unteren drei Kilometern der Erdatmosphäre. Auch Treibhausgase zu messen, macht zum Beispiel nur Sinn, wenn man das so weit wie möglich entfernt von jeder Infrastruktur tut.“, sagt Dr. Inga Beck.

Das Schneefernerhaus auf der Zugspitze

Auf der Südseite des Berges, knapp unterhalb des Gipfels der Zugspitze, liegt die Forschungsstation Schneefernerhaus. Ursprünglich als Hotel gebaut, wurde das Gebäude in den 90ern in eine Forschungsstation umgewandelt. Auch wenn das Schneefernerhaus schon längst kein Hotel mehr ist – Betten gibt es noch zur Genüge. Genutzt werden sie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die für ihre Forschung dort übernachten müssen, oder von der Betriebsmannschaft. Das Gebäude besteht aus zwölf Stockwerken, wovon zwei direkt in den Felsen eingelassen sind. Sie interessieren sich für die Arbeit im Schneefernerhaus? Es gibt immer wieder Gruppenführungen durch die Umweltforschungsstation, an denen auch Privatpersonen teilnehmen können. Oder Sie informieren sich online

Treibhausgase messen

Treibhausgase werden vom Global Atmosphere Watch (GWA) der Vereinten Nationen ge-messen. Eine der 31 GWA-Stationen befindet sich im Schneefernerhaus. Sie wird vom Um-weltbundesamt und dem Deutschen Wetterdienst betrieben und erfüllt verschiedene Zwecke:

  • standardmäßiges Messen und Analysieren von Wertent
  • gemessene Werte: Treibhausgase und FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe)
  • Ziele: Analysieren von Trendentwicklungen, Rückschlüsse ziehen und vergleichen (Nehmen die Gase zu? Wie entwickelt sich der Anstieg der Treibhausgase in unserer Atmosphäre?)

Durch den Kammstollen direkt in den Berg hinein

Im siebten Stock des Schneefernerhauses befindet sich der Zugang zum Kammstollen. Durch einen schmalen Gang nach oben gelangt man mitten in den Berg hinein. Der Kammstollen führt an der Nordseite der Zugspitze entlang. Hier ist es rund um das Jahr kalt. Vereiste Stellen tauen deshalb nie, auch nicht im Hochsommer. Das ist der sogenannte Permafrost. Bedingt durch den Klimawandel geht der Permafrost jedoch langsam zurück. Zu Beginn der Messungen im Jahr 2007 lag die Temperatur im Kern des Permafrosts bei -1,2°C.

Den Permafrost beobachten und erforschen

Der Rückgang des Permafrosts kann drastische Auswirkungen auf unsere Umwelt haben. Als Kitt des Gesteins hat Permafrost nämlich eine stabilisierende Funktion für die Berge. Ohne ihn müssen wir mit massiven Naturgefahren rechnen: Felsstürze und Schuttlawinen stellen ein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung vor Ort, touristische Wege und Skipisten dar. Berghütten und Skilifte könnten durch das bröckelnde Gestein ebenfalls gefährdet sein.

Permafrost im Kammstollen

Im Schneefernerhaus wird mit neuen Methoden geforscht, um den Rückgang des Permafrosts besser einschätzen und damit potenzielle Naturgefahren vorhersagen zu können. © UFS GmbH

Die Forscherinnen und Forscher im Schneefernerhaus arbeiten an neuen Methoden, um den Rückgang des Permafrosts besser einschätzen und damit potenzielle Naturgefahren vorhersagen zu können. Dafür verwenden sie ein spezielles Verfahren: Mit Strom können sie die Leitfähigkeit der Felsen im Berg messen. Ist die Leitfähigkeit an einer Stelle gering, befindet sich dort Permafrost. Dargestellt wird der Permafrost mittels Tomographie am Computer. So können die Forscherinnen und Forscher den Frostzustand des Berges regelmäßig überprüfen und die Ausmaße des Permafrostrückgangs messen.

Die Dynamik der Wolken

Haben Sie schon einmal von Wolkendynamik gehört? Darum dreht sich eines der Forschungsprojekte im Schneefernerhaus. Wolken spielen im Klimasystem eine wichtige Rolle. Einerseits haben sie einen Kühleffekt und können dadurch teilweise den Treibhauseffekt abmildern. Andererseits nehmen sie Wärmestrahlung auf und geben sie in unsere Atmosphäre ab, was wiederum den Treibhauseffekt verstärkt. Viele Prozesse der Wolken und ihre Auswirkungen auf unser Klima sind noch nicht erforscht. Daran arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Schneefernerhaus. Die Forschung zur Wolkendynamik hat konkreten Nutzen für unser Leben. Denn die Forschungsergebnisse können für Klimamodellrechnungen verwendet werden, mit deren Hilfe wir auf Klimaveränderungen schneller reagieren können.

Der Klimawandel und seine Folgen hautnah

Aussicht von Terrasse mit Messgeräten. Foto: © UFS GmbH

Im Schneefernerhaus sind die Folgen des Klimawandels bereits sichtbar. Von einer der Terrassen des Hauses blickt man direkt auf einen der letzten Gletscher Bayerns, den Schneeferner. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war dieser Gletscher noch ca. 300 Hektar groß. Über die Jahre ist seine Fläche durch die Erwärmung des Klimas immer weiter zurückgegangen. „Jetzt sehen wir nur noch seine kümmerlichen Reste. Insgesamt ist der Gletscher nur noch ungefähr 39 Hektar groß, kleiner als die Wiesn.“, berichtet Dr. Inga Beck.

Auf der UFS suchen Wissenschaftler aus aller Welt gemeinsam nach Antworten auf die großen klimatologischen Fragen unserer Zeit. Mit Hilfe eigens entwickelter Spitzentechnologie versuchen sie die Rätsel unserer Natur und Umwelt zu entschlüsseln. Dieser Film gibt Einblicke in eine Welt in der die Vision des gemeinsamen Forschens Wirklichkeit geworden ist.